#libanon und die Gegenwart: #Reise nach #beirut









BEIRUT und die Krise

Ja, Libanon steckt in der Finanzkrise - Ohne Zweifel. Und trotzdem ist das gar nicht das Bild, das das Land von sich geben möchte. Alle, die am modernen Flughafen ankommen, besonders wenn man von einem afrikanischen Land gerade kommt, haben den Eindruck, eine vielversprechende Welthauptstadt betreten zu haben. Der erste Schock erlebt man, wenn die ersten Taxifahrer einem 30$ für die 15 minütigen Fahrt ins Zentrum oder nach Hamra (ein Gebiet, das näher an der berühmten Corniche befindet) verlangen. Zum Glück gibt es auch Uber oder Kareem, Dienste, die ungefähr die Hälfte für dieselbe Strecke abrechnen und dadurch für gefährliche Konkurrenz sorgen. 

Das Stadtzentrum an sich ist überraschend, fühlt sich europäisch an und ist viel organisierter als in Kairo, wo der Verkehr einfach erstickend ist (im wörtlichen Sinne des Wortes). In Beirut gibt es wesentlich mehr Grünflächen, die zentrale Moschee, Muhammad al Amin, wurde neulich renoviert, genau wie die orthodoxe Kirche und die ganze Fußgängerzone im Downtown, am Sahat an Najma (ein im arabischen Stil gebauter Uhrenturm) und am Märtyrerplatz.

Die ganze Strecke zwischen Downtown und Hamra beeindruckt durch neue und moderne Hochhäuser, wieder Grünflächen (ich wiederhole, ich gerade kam aus Ägypten zurückkam, wo ich der Farbe Grün nicht gerade oft begegnet war) und nur ein Gebäude, das die Spuren des Krieges immer noch trug - wahrscheinlich als eine Art Reminder oder weil es noch keine Investoren gibt, die an einem Kauf interessiert wären. 

Hamra war chaotischer, die Straßen bilden ein einzigartiges Labyrinth, überall Lokale und Restaurants, Hotels und Geschäfte. Und hohe Preise. Die Touristen können sich das alles natürlich leisten, die Stadt hat für Urlauber Vieles zu bieten… aber wie steht es mit der lokalen Bevölkerung? Gar nicht so toll, eigentlich… grundsätzlich liegt das an der Kopplung des libanesischen Pfunds an den Dollar, die Zweitwährung, die seit 1997 zum fixen Kurs von 1:1500 gehandelt wird. Wenn ich mich nicht täusche, vor 2 Wochen bekam man für 1€ ungefähr 1600 L£ und diese Woche war 1€ 1660 und 1$ 1750L£…

Das Zentrum sieht immer noch attraktiv aus, weil der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für Libanon ist. Ansonsten exportiert das Land kaum etwas außer den typischen Lebensmitteln. Der Rest wird importiert.
Man fragt sich, woher das ganze Geld für den Umbau der Stadt kam… die libanesische Diaspora hat auch dazu beigetragen, nicht ohne Entlohnung aber… Im Radio hörte ich immer wieder Annoncen, die zum Investieren in die Heimat ausriefen… inzwischen ist die Hälfte der Stadtbevölkerung ausländischer Herkunft und die Ansässigen behaupten, die Ausländer, die zusammen mit den Franzosen ins Land gekommen sind, nie wieder das Land verlassen wollen, so gut ginge es ihnen… weil sie in den zentralen Wohngebieten wohnen, nehme ich an. Weil mir empfohlen wurde, keine abenteuerlichen Spaziergänge außerhalb des Zentrums zu unternehmen - was im Film Capernaum neulich dargestellt wurde sei nämlich keine Fiktion…

Obwohl es danach nicht aussieht, steht die Stadt aber kurz vor dem Kollaps: es gibt keinen öffentlichen Nahverkehr, die Stromversorgung und die Müllentsorgung bereiten immer wieder Probleme, das Land ist hoch verschuldet (150% des Bruttoinlandsprodukts), die Korruption blüht - auf lokaler sowie auf nationaler Ebene: mit dem Immobilienkapital wird weiter spekuliert, aber hochbegehrte Grundstücke gehen für Spottpreise an die "Klienten" der von Skandalen geplagten politischen Klasse - und die ausländischen Sponsoren, Iran und Saudi Arabien, wollen nicht mehr zahlen… Das 11 Milliarden Hilfspaket, das 2018 von der westlichen Gebergemeinschaft angeboten wurde, war an Korruptionsbekämpfung und administrativen Reformen gebunden… es ist kein Wunder, dass letzte Woche die Bevölkerung zu protestieren anfing.

Die Folgen des libanesischen Bürgerkriegs waren schwer zu tragen… und der mediterrane Mangel an Intransigenz in Sachen Korruptionsbekämpfung hat wieder die Oberhand gewonnen… und trotzdem, als ich da war, schienen mir die Menschen irgendwie nicht resigniert zu haben. Die Emanzipation, die in Ägypten und im Maghreb kaum angefangen hat, ist im Libanon längst zu spüren, die Proteste sind ein Zeichen dafür… wir werden sehen, ob die libanesischen Proteste das Schicksal der ägyptischen teilen werden oder nicht...




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