Der #marokko Mythos #fes #casablanca #rabat






DER TOURISMUSMYTHOS MAROKKO - wie viel Prozent Realität & wie viel Fiktion?

Versprechen von orientalischen Nächten und die bittere Realität - #Fes

Wie viele von uns wurden nicht von solchen Werbespots schon mal verführt worden? Orientalisches Ambiente, mystische Musik, farbenfrohe Märkte und Straßen? Jeder möchte ein Stück Urlaubsparadies “ergattern”, besonders wenn die Flugpreise nach Marokko verlockend aussehen…

Fes ist eines dieser verführerischen Reiseziele - die geographische Lage verspricht viel: die mediterranische und die atlantische Küste nicht weit entfernt, der Atlas und die Sahara in unmittelbarer Nähe, arabisches und maurisches Erbe, Architektur, Kunst, und vor allem die Altstadt, die größte bewohnte Medina der muslimischen Welt… Für Westeuropa, Orient pur...
Die Theorie der Werbung sitzt und speist sich aus dem wetterbedingten, nie erloschenen Fernweh und Bedarf an südlicher Sonne; dazu noch grüner Tee mit Minze, süßes Gebäck und die sprichwörtlichen Tajines - es gibt wenige Touristen, die diesem Bild widerstehen könnten…  

Für mich, eine leidenschaftliche Reisende weder Opfer noch Fan des Massentourismus, war Marokko ein originelles Reiseziel, das meine Neugierde weckte.
Wenn es aber darum ging, Informationen und Bilder von Fes, Rabat oder Casablanca zu finden, waren meine Bemühungen nur halbwegs belohnt. Alles, was ich finden konnte, war eine Unmenge von paradiesischen Bilder mit Moscheen und Medresen (Koranschulen), kleinen handwerklichen Läden, sauberen Gassen, blendenden Stränden und attraktiven Restaurants. Nichts Negatives - nicht mal einen Reisebericht, der irgendwelche verbesserungswürdigen Aspekte erwähnte…
Es gab ziemlich wenige Informationen über Fes, eine Stadt, die in den Dokus als Perle des Königtums Marokko erschien.



In der Wahrheit sieht Fes jedoch völlig anders aus... die Medina, die tatsächlich 1 Million Seelen beherbergt, erinnert wirklich an das Mittelalter - und damit meine ich nicht nur die labyrinthische Struktur und die Architektur, sondern auch den Mangel an Sauberkeit und die manchmal abscheulichen Gerüche, die die engen Gassen dominierten… Es war schwer zu glauben, dass hinter jenen Mauern schöne Riad-Hotels zu finden sind… die Pfaden, die zu diesen führen, sind aber höllisch.



Innerhalb der Medina funktioniert das GPS nicht; und das war nicht nur meine eigene Schlussfolgerung, sondern auch das, was ich von allen Straßenjungen zu hören bekam. Ihre klare Absicht: den Touristen gegen Gebühr (50-100 Dirham= ~5-10 Euro) Hilfe als “Medinaführer” zu dienen. Was an sich keine schlechte Idee ist - besonders wenn man sich die genaue Lage des Hotels nicht angeschaut oder Kompliziertheit der Medina unterschätzt hat, und ein Riad-Hotel in der Mitte und nicht irgendwo an einem Rand/Tor der Medina oder gar in der Neustadt gebucht hat…

Alleine schafft man es, sich durch die kleinen, schmutzigen und übelriechenden Gassen durchzukämpfen, den konstanten “Angriff” der “arbeits-” und Dirhamsuchende Jugendlichen zu meiden (das Französische hilft!), sich wie in einem Abenteuerfilm zu fühlen (vor allem, wenn das alles nachts passiert und die Straßen voll mit dubiosen Figuren sind), und auf diese Art und Weise, die wahre Medina kennenzulernen - aber das Hotel zu finden… schafft man nicht.
Dann muss man tatsächlich das Angebot eines “Medinaführers” annehmen und Vertrauen haben...

Während unserer abenteuerlichen “Reise” durch die Medina haben wir nur wenige Touristen gesehen; am nächsten Tag, auf den Straßen des Marktes, ebenso. Am sommerlichen Märzwetter konnte es bestimmt nicht liegen...
Die einzigen Touristen entdeckten wir in einem prächtigen Restaurant, das offensichtlich nur für die internationalen Gästen bestimmt war (den europäischen Preisen und Qualität nach zu urteilen).



Auf den Straßen des Souks hingegen waren Touristen nur in Begleitung eines vorher gebuchten Reiseführers zu sehen… Einer der Taxifahrer, den ich nach Touristenzahlen im Frühling gefragt habe, behauptete, alle Hotels in der Medina wären bereits gebucht für die kommenden 3 Wochen (welche Quelle mag er gehabt haben, kann ich nicht sagen…).




Unser Hotel war ein schönes Riad (ein altes typisches Haus), das in ein Hotel “verwandelt” wurde - es befand sich nahe dem Rande der Medina, aber wegen der vielen gesperrten Gassen war es fast unmöglich zu lokalisieren. Das Zimmer war im vierten Stock und trotzdem nicht weit genug von der mittelalterlichen Medina und deren Gerüchen... leider...
Was die allgemeine Luftqualität angeht - noch ein Mythos wird hier sein Ende finden: innerhalb der Medina, der Geruch der bitteren Armut (um mich euphemistisch auszudrücken)... Außerhalb der Medina, ein stickiger allgegenwärtiger Benzingeruch...

Der Schmutz in der Medina schien für keinen der Marokkaner relevant zu sein… Und als ich die Luftverschmutzung in allen 3 Städte, die wir besucht haben (Rabat, Casablanca & Fes), angesprochen habe, kam die Frage: “Ist die Luft hier viel schlechter als in Deutschland?”
In Marokko musste ich auf der Straße fast die ganze Zeit meinen Schal als Maske benutzen... Die Recherche, die ich nach meiner Reise begann, hat nur bestätigt, was ich vermutete - an Krebs sterben jährlich 40.000 Marokkaner… die Krebserkrankungen sind in den letzten Jahren (2005-2012) um 20% angestiegen. Ein Phänomen, das - tragischerweise - dem Wachstum der Städten entspricht… Aber der allmächtige König hat bestimmt andere Sorgen als die Gesundheit der Bürger...

Marokko ist schließlich eine Reise wert, ich kann nicht davon abraten; es müsste sich aber um eine bewusste Entdeckungsreise handeln: für Kultur, Geschichte, Gastronomie - es ist trotzdem eine andere Welt, der Maghreb, Nordafrika mit den typischen riesigen Kontrasten.
Man müsste vorher wissen, was man zu erwarten hat - idyllische Werbung und herrliche Instagram-Photos mit tausend Filtern können der Realität nicht standhalten… sie tragen nur zu einer Enttäuschung bei...


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